Unter dem Deckmantel der Politischen Korrektheit lassen sich an Deutschen Hochschulen zunehmend Vorkommnisse beobachten, die die akademischen Verantwortlichen eigentlich als das benennen sollten, was sie sind: Demokratieverweigerung und Angriffe auf die Freiheit. Anstatt klare Kante zu zeigen, paart sich die Radikalität der einen mit dem Opportunismus der anderen. Das hat Folgen.

Ein auf spanisch verfasstes Gedicht ziert die Südfassade der Alice Salomon Hochschule in Berlin-Hellersdorf. Übersetzt liest es sich so: Alleen. Alleen und Blumen. Blumen. Blumen und Frauen. Alleen. Alleen und Frauen. Alleen und Blumen und Frauen. Und ein Bewunderer.

Verfasst wurde es von Eugen Gomringer, der als einer der bedeutendsten Lyriker der Gegenwart gilt. Denn Gomringer ist Erfinder der „Konkreten Poesie“, schreibt nicht in Versen, sondern setzt Wörter aneinander. Dafür erhielt er unter anderem den Poetik-Preis der Alice Salomon Hochschule, an der Soziale Arbeit, Gesundheit und Erziehung gelehrt wird. Im Jahr 2011 war das. Mit den obigen Zeilen bedankte er sich für die Auszeichnung.

Kein Liebesgedicht, sondern Sexismus

Seit 2011 ziert das Liebesgedicht die Südfassade, doch bald wird es verschwunden sein, wie die B.Z. berichtet. Denn für den Allgemeinen Studierendenausschuss (Asta) der Hochschule sind Gomringers Zeilen keine Ode an die Frauen, kein Liebesgedicht, keine Bewunderung, sondern eine Degradierung von Frauen „zu bewunderungswürdigen Objekten im öffentlichen Raum“ und erinnere somit „an Belästigung, der Frauen alltäglich ausgesetzt sind“. Deshalb soll es verschwinden, überpinselt, komplett zensiert werden.

Es braucht keinen tieferen Sinn für Lyrik, um zu erkennen, dass der Sexismus-Vorwurf hier völlig deplatziert ist, dass es einmal mehr nicht darum geht, echten Sexismus zu bekämpfen, sondern auf Biegen und Brechen eine krude Weltsicht, eine politische Ideologie durchzusetzen, die so radikal ist, dass sie in ihrer Sturheit und Einfältigkeit am Ende des Tages zur Dummheit verkommt.

So oder so ähnlich hätten die Verantwortlichen der Alice Salomon Hochschule auf den Sexismus-Vorwurf reagieren können, ach was, müssen. Vielleicht etwas milder, etwas diplomatischer, aber Pädagogik bedeutet eben auch, Grenzen aufzuzeigen, wo man sie aufzeigen muss. Doch wenn sich die Radikalität der einen mit dem Opportunismus der anderen paart ist das Ergebnis leider ein anderes: Der Rektor der Hochschule hat die Neugestaltung der Südfassade bereits angeordnet. Und Gomringer wird, auf Drängen einer linksradikalen studentischen Parallelgesellschaft, aus der Geschichte der Institution getilgt.

Hetze auf Andersdenkende und Falschhandelnde

An den deutschen Hochschulen scheint der Linksradikalismus wieder gesellschaftsfähig, oder besser, studentenfähig zu sein. Die Causa Gomringer in Berlin-Hellersdorf ist folgerichtig nur ein Beispiel dafür, wie radikale Studenten Orte des freien Denkens und Debattierens zur No-Go-Area für alle erklären, die ihre krude Weltsicht nicht teilen wollen oder können oder die einfach nur ein Gedicht verfassen.

Prominentestes Beispiel ist sicherlich der Fall Jörg Baberowski. Der Stalinexperte und preisgekrönte Professor für Geschichte Osteuropas an der Humboldt-Universität wird von Linksradikalen seit geraumer Zeit gestalkt, fotografiert und als „Rechtsradikaler“ beschimpft. Sein Verbrechen: Er wagte es, sich kritisch über die deutsche Einwanderungspolitik zu äußern. Seitdem macht ihm eine winzige Gruppe von Trotzkisten, die deutsche Sektion der International Youth and Students for Social Equality (IYSSE) das Leben schwer, stellen ihm nach und verteilen Flugblätter vor seinen Vorlesungen.

Die Liste solcher Vorfälle ist lang, sehr lang. Ob an der Ludwig-Maximilians-Universität in München, wo – laut einer zuverlässigen Quelle – die Antifa vor einigen Monaten eine Hetzkampagne gegen einen Mitstudenten veranstaltete, der bei der Identitären Bewegung ist, war oder sein soll. Oder bei einer geplanten AfD-Veranstaltung an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg im Januar, bei der es um das Thema „Geschlechterforschung“ gehen sollte. Statt eine echte Debatte zu führen wurden die unliebsamen Gäste, darunter AfD-Landeschef André Poggenburg, lautstark aus dem Hörsaal gebrüllt und gepfiffen und es kam sogar zu tätlichen Übergriffen.

Ein Akt der Demokratieverweigerung

Was diese und andere Studenten, ihre Mitläufer und Unterstützer als Kampf für Minderheiten und eine gerechte Welt deklarieren, ist zuallererst ein Akt der Demokratieverweigerung und ein Angriff auf die Freiheit. Denn die vom Grundgesetz garantierte Freiheit der Kunst, Freiheit der Meinung, Menschenwürde und die körperliche Unversehrtheit wird nach Belieben ausgehebelt. Zensur von Büchern und Gedichten wird als Fortschritt verkauft, verbale und körperliche Gewalt zum Akt des legitimen Widerstands verklärt und Stalking und Schmähkritik als moralisch erhabene Mission verkauft.

Diesen und vielen anderen Entwicklungen müssen die akademischen Verantwortlichen – vom wissenschaftlichen Mitarbeiter bis zum Rektor – dringend und weit vehementer als bisher entgegenwirken. Egal, ob sie in München lehren und arbeiten oder in Berlin, Magdeburg, Tübingen, Hamburg oder sonstwo in Deutschland.

Die Alice Salomon Hochschule in Hellersdorf hätte da ein echtes Vorbild sein können. Zumal es sich hier lediglich um ein Liebesgedicht handelt, weit entfernt von der AfD, der Identitären Bewegung oder politischen Sprengstoffthemen. Dies haben die Verantwortlichen leider versäumt – und so auch ihren Beitrag geleistet, dass deutsche Hochschulen zu linksradikalen No-Go-Areas verkommen können.

 

Bild: Symbolbild
Bildquelle: Wokandapix / CC BY SA (via Pixabay)

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