Twitter, Instagram, Facebook, Linkdein: Vier Wochen war ich auf nicht einem sozialen Medium aktiv. Vor allem die Twitter-Abstinenz schmerzte, weil es in der Zeit natürlich regelmäßig den Impuls gab, meine Meinung in die Welt hinaus zu twittern. Entweder, weil ich irgendwas gelesen, gesehen oder gehört hatte, worüber ich mich furchtbar aufregen musste. Oder weil ich manches gelesen, gesehen oder gehört hatte, was ich gerne geteilt hätte, weil es wirklich gut und mehrwertig war.

Stimmt schon, vier Wochen sind nicht lang. Eigentlich. Dennoch: Ich bin insgesamt ruhiger geworden, die Zündschnur länger. Und vor allem ist mir einmal mehr bewusst geworden, dass ein Großteil des Online-Aktivismus, wie er alltäglich auf diesen Plattformen betrieben wird (Ein schöner Artikel hierzu ist, wie Sie vielleicht wissen, jüngst im Der Tagesspiegel erschienen) doch reichlich überflüssig, weil schlicht von der Lust an der eigenen Empörung getrieben und nach intellektuellen Maßstäben eher Ballermann.

Auf all den Plattformen machen sich regelmäßig selbst Chefredakteure und Spitzenpolitiker zum Affen. Keine Frage, hier und da sieht man auch ein bisschen Licht am Horizont, aber der Schatten der Einfältigkeit – das bisschen Pathos sei bitte entschuldigt – ist doch ziemlich schwarz und ziemlich lang. Das Problem: Wenn Sie heute – wie ich – als Journalist tätig sind, kommen Sie diesem Zirkus nicht aus. Bin ich nicht in Social Media aktiv, erschwert das verglichen mit anderen Journalisten nicht nur Recherche und Themensuche, sondern ich verursache mir auch selbst einen Vitamin-B-Mangel. Also, was tun?

Erstens: Mit Social Media halte ich es künftig wie mit dem Rauchen (nur anlassbezogen) oder mit dem Fleischkonsum (bewusst weniger, dafür hochwertiger). Zweitens: Künftig schreibe ich mir Freude und Wut vor allem hier vom Herzen und nicht mehr auf irgendeiner Plattform, damit es da halt mal steht. Sie können mir auch folgen, wenn Sie mögen. Und drittens: Ich mache es wie bei meinem anstehenden Umzug. Alles weg, was man nicht unbedingt braucht. Daher habe ich meinen Instagram-Account gelöscht, meinen Twitter-Account deaktiviert, meinen Facebook-Account ebenso und konzentriere mich künftig nur noch auf Linkedin.

Dort ist der Ton im Vergleich zu etwa Twitter angenehmer. Und die Leute sind mit Klarnamen aktiv, was zumindest eine kleine Hürde fürs Trollen bedeutet. Andererseits, auch das ist Teil der Wahrheit: Auf Linkedin wird leider jede Scheissegal-Veranstaltung und jede Firlefanz-Personalie zum historischen Ereignis aufgeblasen. Von all den bahnbrechenden Erkenntnissen auf dem Niveau eines Kalenderspruchs mit Sonnenuntergang mal ganz abgesehen. Sie wissen schon. Sowas wie „Leadership heißt, auch in schlechten Zeiten voran zu gehen“ und dergleichen. Aber mit Social Media ist es in meinem Fall halt dann wie mit der Politik. Am Ende entscheide ich mich notgedrungen noch immer für das geringste Übel.

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